Das Badezimmer selbst fliesen – wie geht das?
Es hält sich nach wie vor das Gerücht, dass das Fliesenlegen im Badezimmer eine Arbeit für Profis ist und sich diese dementsprechend auch im Geldbeutel bemerkbar macht. Die gute Nachricht: Das stimmt so nicht! Mit unseren zehn „Fliesen-Geboten“ und ein klein wenig handwerklichem Geschick verpassen auch Sie Ihrem Badezimmer einen neuen Look.
1. Du sollst dich gut vorbereiten!
Besonders beim Fliesenlegen ist eine ordentliche und gut durchdachte Planung und Vorbereitung wichtig. Schließlich wollen Sie nicht bei der Hälfte des Bades feststellen, dass Sie zu wenige Fliesen oder Fliesenkleber gekauft haben und Sie deswegen noch einmal in den Baumarkt düsen müssen. Fertigen Sie deswegen immer einen Verlegeplan an und bestimmen Sie die Fläche von Wand und Boden, die Sie fliesen möchten. Nun können Sie berechnen, wie viele Fliesen und Klebstoff Sie brauchen werden. Da beim Verlegen und dem späteren Zuschneiden für die Randfliesen immer ein paar Fliesen kaputtgehen, rechnen Sie zehn Prozent für Bruch und Verschnitt dazu. Ein weiteres Paket sollten Sie als Reserve für mögliche spätere Reparaturen bereithalten.
Ein schlimmeres Szenario, als zu wenige Fliesen zu haben? Die falschen Fliesen zu haben! Viele Fliesen sehen im Baumarkt anders aus als in Ihren eigenen vier Wänden, sei es durch einen anderen Lichteinfall oder Ihre übrige Badezimmereinrichtung. Nehmen Sie sich daher immer eine oder mehrere Musterfliesen mit nach Hause, um die Optik in Ihrem Bad zu testen. So gut wie alle gängigen Baumärkte und Fachgeschäfte bieten diesen Service an – ein nettes Lächeln hilft aber bekanntlich immer.
2. Du sollst den richtigen Klebstoff wählen!
Damit Ihr Fliesen-Ersatzpaket nicht schneller als erwünscht zum Einsatz kommt, ist die Wahl des richtigen Klebstoffes entscheidend. Sie ist davon abhängig, welchen Untergrund die Wand hat – und welche Fliesen Sie verwenden möchten. Im Badezimmer herrschen andere Verhältnisse als im übrigen Haus, das Material könnte sich durch die hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturschwankungen minimal ausdehnen und zusammenziehen. Daher ist ein flexibler Klebstoff empfehlenswert – bei starren Klebstoffen wie reinem Zementkleber könnten die Fliesen später Risse bekommen und brechen. Verwenden Sie daher sogenannte Flexkleber auf Zement- oder Kunststoffbasis. Sie federn eventuelle Spannungen ab und sind somit ideal fürs Badezimmer geeignet. Stimmen Sie auch Grundierung und Fugenmörtel auf Ihren Klebstoff ab. Verwenden Sie dafür idealerweise Produkte der selben Marke.
Die Materialen stehen bereit, die richtigen Fliesen sind ausgesucht – jetzt kann es also losgehen!
3. Du sollst den Untergrund vorbehandeln!
Überprüfen Sie Wände und Boden zunächst auf Macken und Unebenheiten. Bessern Sie diese Stellen mit Mörtel aus und lassen Sie ihn vollständig trocknen. Danach säubern Sie die Oberflächen von Fett, Schmutz und allen alten Rückständen. Tragen Sie nun bei stark saugfähigen Oberflächen (wie z.B. Zementestrich oder Gipskarton) Tiefengrund, bei nicht saugfähigen Materialen (z.B. Beton) Haftgrund auf. Beide Varianten sorgen später für eine bessere Haftung der Fliesen.
4. Du sollst den Untergrund abdichten!
Anschließend ist es Zeit für das Auftragen der Abdichtung. Diese ist im Badezimmer besonders wichtig, da die Nässe trotz der hohen Luftfeuchtigkeit auf keinen Fall zwischen oder hinter die Fliesen gelangen darf – Schimmelbefall ist sonst vorprogrammiert.
Streichen Sie erst die Ecken mit einem Abdichtungsanstrich, danach die Flächen. Bringen Sie in den Ecken und an den Wannen- und Duschübergängen ein Abdichtband aus wasserdichtem Gewebe an und drücken Sie es mit einem Kantholz in den noch feuchten Abdichtungsanstrich. Rohre, Abflüsse etc. schützen Sie mit Dichtungsmanschetten vor eindringendem Wasser. Das Abdichtband können Sie nun mit dem Dichtungsanstrich überstreichen. Lassen Sie den ersten Anstrich antrocknen, nach etwa zwei Stunden folgt die zweite Schicht. Zur Sicherheit sollten Sie diese Arbeit am Tag vor dem eigentlichen Verlegen durchführen, da der zweite Anstrich nun vollständig trocknen muss.
5. Du sollst nicht zu viel Fliesenkleber auftragen!
Jetzt geht es mit dem Verlegen los – endlich! Den Fliesenkleber mischen Sie laut der Gebrauchsanweisung an. Tragen Sie nun den Klebstoff mit einer Kelle gleichmäßig auf Ihren Untergrund auf. Anschließend kämmen Sie ihn mit einem Zahnspachtel, sodass gleichmäßige Furchen entstehen. Die Zahnung des Spachtels hängt von Größe und Profil Ihrer Fliesen ab – je größer die Fliese, desto größer die Zahnung. Für kleine und mittelgroße Fliesen gilt ein Richtwert von sechs bis acht Millimetern, bei großen Kacheln darf die Zahnung ruhig zehn Millimeter betragen.
Wichtig: Mischen Sie nur so viel Kleber an, wie Sie in einer halben Stunde bearbeiten können. Je nach Übung können Sie damit ein bis eineinhalb Quadratmeter Fläche fliesen. Falls Sie zu viel Kleber anmischen und auftragen, kann dieser unter Umständen bereits antrocknen – die Fliesen lassen sich dann nicht mehr ordentlich anbringen.
6. Du sollst die Verlegtechnik beachten!
In den seltensten Fällen kommen Sie beim Fliesenlegen ohne Zuschnitte aus. Da Schnittfliesen am Rand weniger auffallen als in der Mitte, gilt es, folgendes zu beachten: Möchten Sie die gesamte Wand raumhoch fliesen, so beginnen Sie an der Decke und arbeiten sich weiter nach unten. Markieren Sie mithilfe eines Senklots in der Mitte des Raumes eine senkrechte Hilfslinie. Richten Sie entweder eine Fuge oder die Mitte Ihrer ersten senkrechten Fliesenreihe daran aus. Arbeiten Sie sich dann von oben nach unten und von innen nach außen vor.
Wenn Sie eine bestimmte Höhe favorisieren, markieren Sie diese mithilfe einer Wasserwage und einer waagerechten Hilfslinie und kleben Sie diese anschließend mit Kreppband ab. Mit der Oberkante Ihrer obersten waagerechten Fliese setzen Sie an dieser Linie an und fliesen Ihre erste Reihe, ebenfalls von innen nach außen. Nun kommt wieder das Lot zum Einsatz. In der Mitte der obersten Reihe zeichnen Sie senkrecht dazu Ihre Hilfslinie und richten erneut die Fuge oder die Mitte der Fliese daran aus. Wenn Sie nun ein „T“ gefliest haben, arbeiten Sie ab der oberen Fliesenreihe von innen nach außen weiter.
Auf dem Boden bietet sich in rechtwinkligen Räumen die Parallelverlegung an. Vermessen Sie die Wände und zeichnen Sie je eine Hilfslinie ein, sodass sich diese in der Mitte des Badezimmers treffen. Verlegen Sie nun entlang der längeren der beiden Linien Ihre erste Fliesenreihe, richten Sie auch hier entweder die Fuge oder die Mitte der Fliesen daran aus. Achtung: Sollten Sie Wände und Boden fliesen, sollten Sie die Fugenübergänge aufeinander abstimmen. Arbeiten Sie sich bis zur Wand vor und legen Sie die Fliesen dann entlang der Wand aus, um eine „L“-Form zu erhalten. Anschließend arbeiten Sie wieder nach dem bekannten Schema: von innen nach außen.
Bei der Verlegtechnik können Sie aber selbstverständlich experimentieren und kreative Ideen umsetzen – die oben beschriebenen Techniken eignen sich besonders für Anfänger.
7. Du sollst die Fliesen richtig ankleben!
Die Fliesen drücken Sie mit einer leichten Drehbewegung ins Kleberbett und klopfen sie mit einem Gummihammer leicht an. Bei weiteren Reihen setzen Sie die Fliesen zunächst Kante an Kante, danach schieben Sie sie in die entsprechende Position – so quillt kein Fliesenkleber zwischen den Fliesen hervor. Für den gleichmäßigen Abstand zwischen den Fliesen stecken Sie Fliesenkreuze oder Keile zwischen die Fliesen.
Prüfen Sie stichprobenartig, ob sich auf der Rückseite der Fliesen genügend Klebstoff befindet. Es sollten mindestens 80 Prozent bedeckt sein, bei Natursteinfliesen muss für den perfekten Halt sogar die gesamte Rückseite bedeckt sein. Achten Sie regelmäßig darauf, dass Sie mit dem Resultat zufrieden sind und testen Sie die Ausrichtung mit der Wasserwaage. Sie können jederzeit Änderungen vornehmen – jedoch nur, solange der Kleber noch feucht ist.
8. Du sollst die Randfliesen passend zuschneiden!
Sind Sie an den Rändern angelangt, wird es Zeit für den Zuschnitt. Wir empfehlen Ihnen die Verwendung von speziellen Fliesenschneidern, mit denen Sie im Handumdrehen klare Kanten schneiden können. Diese können Sie im Baumarkt Ihres Vertrauens oftmals ausleihen. Falls Sie sich damit auskennen, können Sie auch zu einer Flex greifen. Damit lassen sich individuelle Schnitte zaubern – für gerade Kanten sind sie aber oft unbrauchbar. Für runde Aussparungen, z.B. für Rohre, eignen sich Papageienzangen oder Bohrmaschinen mit einem entsprechenden Fräsaufsatz.
9. Du sollst die Flächen verfugen!
Kratzen Sie nun die bestehenden Fugen frei, sodass in diesen keine Rückstände des Fliesenklebers übrigbleiben. Dafür muss der Kleber noch feucht sein, fangen Sie damit also schon während des Verlegens an. Sind alle Fugen frei, muss der Kleber zunächst vollständig trocknen. Dies kann länger als 24 Stunden dauern, Flexkleber auf Kunststoffbasis haben zum Teil eine noch längere Trockenzeit.
Rühren Sie den Fugenmörtel an und verteilen Sie ihn mit einem Fugengummi auf der Wand und dem Boden. Ziehen Sie ihn diagonal über die Fugen, sodass keine Aussparungen bleiben. Überschüssigen Mörtel entfernen Sie mit einem Gummiwischer, damit Sie Ihre neuen Fliesen nicht direkt zerkratzen. Lassen Sie den Mörtel anschließend antrocknen und entfernen Sie letzte Überreste mit einem feuchten Schwamm. Anschließend trocknen Sie Wand und Boden mit einem Handtuch ab.
10. Du sollst die Eckfugen abdichten!
Zu guter Letzt dichten Sie die Eck-, Rand- und Dehnungsfugen mit einem dauerelastischen Sanitär-Dichtstoff ab – in der Regel mit Silikon. Dadurch beugen Sie Schimmelbildung vor und gleichen minimale Ausdehnungen aus. Kleben Sie dafür die Fugenränder an Wand und Boden mit Kreppband ab, damit Sie Ihre Fliesen nicht verschmutzen. Füllen Sie nun das Silikon in die Fugen und streichen Sie überflüssigen Stoff mit einem in Seifenwasser getauchten Fugenglätter ab – daran bleibt das Silikon nämlich nicht kleben. Zum Abschluss entfernen Sie das Kreppband, treten zurück – und bestaunen voller Ehrfurcht Ihr neu gefliestes Badezimmer!
In folgendem Video können Sie sich nochmal anschauen, worauf es beim Verfliesen Ihres Badezimmers ankommt. Hier leitet Sie niemand geringeres an als die „Miss Do-it-yourself“ aus dem Jahre 2012, Maribel Goncalves – sie muss wissen, wie es funktioniert!